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Die Mondsichel zwischen zwei Roten am 19.3.2021

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Der Westhimmel zur selben Zeit bei klarem Himmel ohne Lichtverschmutzung, simuliert für Darmstadt am 19.3.2021 um 21:00 MEZ

Der Syzygienkönig gibt bekannt: Am Abend des 19.3. sehen wir am Westhimmel die Mondsichel zwischen zwei roten Himmelskörpern, nämlich Mars und dem Riesenstern Aldebaran im Stier. 

Den Anblick werden wir natürlich nur dann zu sehen bekommen, wenn der Himmel klar ist. Genau daran dürfte es wohl auch scheitern. Aber wer weiß, vielleicht reißen die Wolken ja mal kurz auf. 

Die zunehmende Mondsichel und Mars im Stier am Abend des 19.3.2021, hier simuliert für Darmstadt um 21:00 MEZ
Die zunehmende Mondsichel und Mars im Stier am Abend des 19.3.2021, hier simuliert für Darmstadt um 21:00 MEZ, Quelle: Michael Khan via Stellarium

Und hier die Ansicht des Westhimmels zur selben Zeit, ohne Wolken und ohne Lichtverschmutzung, also wirklich rein hypothetisch – aber man wird ja wohl noch träumen dürfen …

Der Westhimmel zur selben Zeit bei klarem Himmel ohne Lichtverschmutzung, simuliert für Darmstadt am 19.3.2021 um 21:00 MEZ
Der Westhimmel zur selben Zeit bei klarem Himmel ohne Lichtverschmutzung, simuliert für Darmstadt am 19.3.2021 um 21:00 MEZ, Quelle: Michael Khan via Stellarium

Und noch was …

Am 11.3.2021 war der zehnte Jahrestag der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe in Nordostjapan. In der deutschen Presse wird diese Katastrophe weithin zum “Fukushima-Erdbeben” umgetauft, wie hier in der Tagesschau:

Screenshot vom Webauftritt der Tagesschau am 11.3.2021
Screenshot vom Webauftritt der Tagesschau am 11.3.2021, Quelle: tagesschau.de

Japaner, also diejenigen, die von dem Ereignis besonders betroffen sind und wohl als erste berechtigt sein dürften, die Bezeichnung zu wählen, nennen das Ereignis keineswegs “Fukushima-Erdbeben”, sondern meist Nordostjapan-Erdbebenkatastrophe.

Angesichts der Vielzahl der schwer getroffenen Orte ist die Reduktion allein auf Fukushima vollkommen ungerechtfertigt, auch wenn argumentiert werden sollte, die Präfektur Fukushima sei gemeint. Schwer getroffen wurden auch Städte in der Präfektur Iwate, darunter Rikuzentakata und Miyako und in der Präfektur Miyagi, darunter Kesennuma. Auch weiter südlich und nördlich gelegene Präfekturen wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Die Konzentration auf Fukushima hat in deutschen Medien Methode. Es geht ganz offensichtlich gar nicht um die Opfer des Erdbebens oder des Tsunami. Vielmehr soll eine Überleitung zu dem Thema geschaffen werden, dass den betreffenden Journalisten wirklich am Herzen liegt, nämlich die Kernenergie. In geschmackloser Weise werden die Grenzen zwischen dem Reaktorunfall im Kraftwerkskomplex Fukushima-daiichi und der Erdbebenkatastrophe verwischt. Dies geschieht in einer Weise, die man nicht einfach nur mit Unwissenheit erklären kann. Ein krasses Beispiel ist dieser Artikel von Florian Harms auf t-online.de, in dem folgende Grafik zu sehen ist:

Grafik in Artikel "Erschüttert bis ins Mark" von Florian Harms auf t-online.de, erschienen am 11.3.2021 um 08:14
Grafik in Artikel “Erschüttert bis ins Mark” von Florian Harms auf t-online.de, erschienen am 11.3.2021 um 08:14, Quelle: Florian Harms via t-online.de

Das ist nun wirklich unterirdisch! Eine reine Verhöhnung Tausender Opfer der Opfer einer Naturkatastrophe, deren Leid – aus der Sicht der für solche Artikel zuständigen Journalisten – doch lieber eine andere Ursache hätte haben sollen, damit man es besser ausschlachten kann. 

Ich bin erschüttert über die Unverschämtheit, mit denen mal eben einfach so alternative Fakten in den Raum gestellt werden – und auch über das Ausmaß, in dem diese Strategie unwidersprochen bleibt. 

Der Beitrag Die Mondsichel zwischen zwei Roten am 19.3.2021 erschien zuerst auf Go for Launch.


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